Viel schwieriger wird die Situation, wenn Eltern die Kernaufgabe von Schule, nämlich den Unterricht, ins Auge fassen, diesen kritisieren,
um Hospitation bitten oder um eine veränderte Gestaltung des Unterrichtes nachsuchen. Unterricht ist immer noch ein Stück Intimsphäre,
aber auch Hoheitsgebiet des Lehrers, auch wenn die jetzige Diskussion um Schulleistungs-tests dazu führt, diese Einstellung in Ansätzen
aufzubrechen. Nicht zuletzt ist hier auch das ebenso verbreitete wie zweifelhafte Prinzip der Freiheit der Lehre in Bezug auf die Lehrer an
den Schulen zu erwähnen.
Für Eltern, die allzu indiskrete Fragen zum Unterricht stellen, Veränderung anmahnen, den Vorschlag einer Fortbildung unterbreiten oder gar
den Wunsch äußern, dass einzelne Lehrer oder Lehrerinnen nicht weiter in der Klasse ihrer Kinder unterrichten, gibt es eine Standardantwort
der Schulleitung oder der Lehrer, die da lautet: "Eins müssen wir klarstellen, Sie als Eltern sind keine Schulaufsicht".
Fragen stellen, Veränderungen anmahnen bedeutet für Eltern nach wie vor, Frustrationen ertragen, Nachteile für ihr Kind befürchten, innerhalb der
Schulinstanzen auf Unverständnis stoßen oder sich den Ruf eines Querulanten einzuhandeln. Kritik am Unterricht und damit indirekt auch an den
Lehrenden ist maximal hinter vorgehaltener Hand möglich. Offene konstruktive Kritik, die der Sache dienlich wäre und bei konstruktivem
Umgang zur besseren Entwicklung beiträgt, ist meistens nicht erwünscht.
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